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Sein im kroatischen Hvar

Donnerstag, 14.6.2018

 

Wir sind auf der Insel Hvar in Kroatien. Das Wetter ist wunderschön, blauer Himmel über uns und das Meer vor uns. Hvar ist ein gemütliches Städtchen mit einer imposanten Festung auf dem Berg. Letztes Jahr, als wir hier mit dem Schiff landeten, habe ich die Festung besucht. Ich kann mich noch gut an das dunkle Verlies erinnern bei dem gefühlt noch immer die Geister drinnen wohnen.

 

Doch heute gehen wir mit den Kindern an den Strand. Wir haben die Gelegenheit im Meer zu baden, obwohl das Wasser gar nicht so warm ist. Wir werden auch im Sand buddeln und Fingerspiele spielen. Das ist pures Sein. Ein Zustand in welchem das Herz offen bleiben kann. So etwas gelingt mir im Moment nur hier auf dem Schiff. Nähe und Distanz haben ein gesundes Gleichgewicht. Aus diesem Grund mag ich die Arbeit hier an Bord. Obwohl die Strukturen ganz fest sind und alles bis ins kleinste Detail getaktet ist, erlebe ich hier innere Freiheit und Raum. Eine ganz spezielle Kombination, die weder in einem Film noch an Land zu erleben ist.

Seeleben –sprich Seelenleben-  halt.

 

Nun bin ich schon wieder zwei Tage auf dem Schiff. Die Anreise führte mich, wie ihr im Titelbild sehen könnt, über Venedig. Dort angekommen gönnte ich mir noch am selben Abend eine Fahrt auf dem Canale Grande. Die Altstadt zog wie in einem Film an meinem Geiste vorbei, ich träumte mich in die eine oder andere Wohnung hinein und liess mich inspirieren. Ich habe einmal einen Liebesfilm gesehen der in Venedig spielte. George Sand und ein junger Mann, dem sie nicht entsagen konnte. Ich kann mir, mit dieser Kulisse im Hintergrund, gut vorstellen was sich wohl in diesen Köpfen abgespielt haben muss. Bei der Rialtobrücke habe ich Halt gemacht und einfach nur geschaut und mich beeindrucken lassen. Auch in dieser Stadt war ich letztes Jahr schon. Doch es gibt so viel zu entdecken, die Gässchen, die kleinen Läden, die einzigartigen wunderschönen Brücken. Einmal ist keinmal, sagt ein Sprichwort und zweimal reicht auch nicht. 

 

Sein, einfach nur Sein, bestätigt sich immer wieder in mir. Das ist ein Zustand, der neu ist und besonders gut in diese Zeit der grossen Transformation auf der Erde hineinpasst. Das Sein ist das eigentlich Wesentliche am Leben. Denn im Sein führt das Herz und bringt dich wie auf Schienen zu dir selber. Genau nach deinem Seelenplan. Mir wird bewusst, dass dieses Sein ein individuelles Gefühl ist, es soll und darf nicht von anderen Mitmenschen abhängig gemacht werden. Doch das erfordert Mut und erst einmal Loslassen und Vertrauen.

 

Gestern legen wir in Piran auf Reede. Das heisst, dass wir mit den Tenderbooten an Land gefahren wurden. Piran selber ist ein sehr schöner Ort im Norden von Kroatien. Es gibt viele kulturelle Schätze wie die Stadttore oder die Kirche des heiligen Franziskus. In Piran sind noch sieben Stadttore erhalten, die als ehemaliger Eingang in die Stadt durch die Stadtmauer dienten. Das älteste dieser Tore stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde auf Veranlassung durch den damaligen Bürgermeister gebaut.

 

Tor? Ja Tor! Tore sind so vielfältig, angefangen beim Fussballtor, das in Kürze auch seine Wichtigkeit haben wird.

Ist ein Tor weiblich oder männlich? Diese Frage stellten wir uns einmal in einem Workshop während meiner Ausbildung im Figurenspiel.

Weiblich, habe ich ohne zu zögern geantwortet. Doch meine Kollegin sah ein männliches Tor.

Warum? habe ich sie gefragt und wir haben schliesslich die Bilder welche wir zum Tor in unserem Kopf hatten verglichen. Das Tor meiner Kollegin war eckig, meines war rund und das machte den entscheidenden Unterschied. So ist mir bewusst geworden, was die Bilder in unserem Kopf auslösen können. Gefühle lösen Bilder aus, Bilder Taten und erst die Taten sind sichtbar.

Wie also mache ich mich heute sinnvoll sichtbar? Was ist mein Hintergrund? Durch welches Tor gehe ich heute? Ich liebe es, in Ruhe solchen Fragen nachzuspüren und die Antworten in mir reifen zu lassen.

Das ist Sein. Sein als Mensch. Sein als Mensch hier auf der Erde.

 

Morgen werden wir in Dubrovnik anlegen. Ich darf die Kinder auf einem Ausflug ins Aquarium begleiten. Was uns wohl die Fische zu erzählen haben? Morgen weiss ich mehr. Ich werde es euch erzählen.

 

Dies für den Moment. Herzlich aus Hvar.